Die Entstehungsgeschichte der Vetmamis (von Birgit Kiel)

Als ich durch meine Schwangerschaft 1999 von jetzt auf gleich aus meiner Tätigkeit als Assistentin in einer Gemischtpraxis herauskatapultiert wurde, hatte ich erstmal sehr viel Zeit (ehrlich gesagt, mehr als mir lieb war), um mich mit meiner neuen Situation auseinanderzusetzen.

Das individuelle Beschäftigungsverbot bei Schwangerschaft kannte mein damaligen Chef bereits, da er erst im Jahr zuvor seine Tierarzthelferin deswegen nach Hause schicken musste. Auch die Erstattung der Lohnfortzahlungen aus der U2-Umlage war ihm nicht unbekannt, so dass er mir sogar ehrlich zur Schwangerschaft gratulieren konnte, als ich es ihm mitteilte und das Attest des Frauenarztes vorlegte.
Übrigens ein Verhalten, das, wie ich später erfahren musste, nicht selbstverständlich zu sein scheint bei Praxisinhabern (männlich wie weiblich), die erfahren, dass deren Assistentinnen oder Helferinnen schwanger sind.

Nun also war ich daheim und hatte ganz viel Zeit - zu viel Zeit, denn mir fehlte meine Arbeit. Die Lohnfortzahlungen sicherten wenigstens meine Existenz, aber es keimte auch ein schlechtes Gewissen.
Da bekam ich also monatlich mein Gehalt, obwohl ich nicht dafür arbeiten durfte - und das nur, weil ich schwanger und angestellte Tierärztin war.
Über den Sinn oder Unsinn dieser Regelung habe ich und sicher auch viele andere schon nachgedacht, ohne eine für alle befriedigende Lösung zu finden.
Ich begann also erstmal die ganzen Fachartikel zu lesen, die sich schon seit Wochen, wenn nicht gar Monaten gestapelt hatten, um mich wenigstens theoretisch auf dem Laufenden zu halten. Dann habe ich die Bücher verschlungen, die ich aus Zeitmangel noch nicht gelesen hatte.
Natürlich habe ich es auch genossen, endlich mal in Ruhe einkaufen gehen zu können, denn bis 18 Uhr hatte ich ja massig Zeit. Damals gab es noch nicht flächendeckend Geschäfte mit Öffnungszeiten bis 20 Uhr oder länger.
Mit Freunden mal wieder ins Kino zu gehen - sogar unter der Woche, oder sich einfach mal spontan zu verabreden, war nun durch den anderen Umstand auch mir mal möglich.
Doch irgendwann war es dann soweit ... mir fiel die Decke auf den Kopf.
In dieser Phase entdeckte ich das Internet und seine Möglichkeiten Informationen zu sammeln, Kontakte zu knüpfen und Meinungen auszutauschen.

Nach der Geburt meines Sohnes im Juni 2000 wusste ich noch nichts vom individuellen Beschäftigungsverbot auch während der Stillzeit, sonst hätte ich mich wohl nicht für die 3-jährige Erziehungszeit entschieden. Ich wollte möglichst bald wieder anfangen zu arbeiten, wusste aber nicht, wo ich mit meinem Baby bleiben sollte, das ich etwas über 12 Monate gestillt habe.
Wenn ich anderen Müttern von meinem Wunsch wieder zu arbeiten erzählte, sahen sie mich nur verständnislos an. Überhaupt waren die Themen, über die man sich unterhalten konnte nur sehr begrenzt und sie drehten sich hauptsächlich um Babys (Gewicht, Größe, sitzt es schon, läuft es, Zähne, erste Worte etc. und immer mit dem Tenor: größer - besser - weiter) sowie Essen kochen und neue Rezepte.

Irgendwann, konnte ich es einfach nicht mehr hören! Ich begann die Spielplätze oder sonstige Versammlungsorte von Frauen zu meiden und besann mich zurück auf das Internet.
Da kam mir der Gedanke, dass es vielleicht anderen Tierärztinnen mit Kindern ebenso gehen könnte, wie mir.
Als dann eine Kollegin im tiermedizin.de-Forum erwähnte, dass sie auch Mutter eines Babys ist, habe ich in eben diesem Forum am 22.01.2001 angefragt, ob evtl. auch andere Kolleginnen Interesse an einem speziellen Austausch über das Internet haben.
Einem Austausch nur unter Tierärztinnen mit Nachwuchs, über Themen, die sonst niemanden zu interessieren scheinen. Bereits nach dieser einen Anfrage meldeten sich noch am gleichen Tag 11 Kolleginnen bei mir - die Liste war geboren und bekam von mir den Namen 'Vetmami-Liste'. Eben eine Liste für Vet's und Mamis.
Nur 14 Tage später hatte ich mit Hilfe meines Mannes die Vetmami-Homepage gebastelt und ins Netz gestellt. Von nun an wurden dort die persönlichen Daten und Vorstellungen aller Mitglieder passwortgeschützt hinterlegt und waren somit auch nur für uns VetMamis einsehbar. Nach und nach wurde dort auch alles Wissenswerte zu den Themen Erziehung, Rechtliches, Fachliches, Rezepte und Haushaltstipps zusammengetragen. Auch die Sparte Humor kam dabei nicht zu kurz.
Der Mailversand an alle Mitglieder erfolgte bis September 2001 noch manuell, dann endlich übernahm ein Programm, das mein lieber Mann extra für diesen Zweck geschrieben hat, die automatische Weiterleitung der Mails.

Ab November 2002 lief der Mailversand der Liste über domeus.de
Da es dort aber immer wieder zu Ausfällen kam, wechselte die Liste erst zu Yahoo und landete schließlich im Frühjahr 2007 als vetmami-forum auf einem privaten Server. Parallel dazu existierte noch die alte Vetmami-Homepage, auf der alle Daten und Informationen gespeichert wurden.
Diese Parallelität führte vor allem bei neuen Mitgliedern zu Irritationen, weswegen am 30. September 2007 die Homepage der alten Vetmami-Liste geschlossen wurde. Die Administration habe ich gleichzeitig abgegeben, denn die alte Vetmami-Liste mit ihrem speziellen Charme gibt es nun nicht mehr!

... und hiermit endet meine Geschichte von den VetMamis.

Es haben sich inzwischen unter gleichem oder ähnlich klingendem Namen noch andere Gruppierungen gebildet, mit denen ich persönlich aber nicht in Verbindung gebracht werden möchte.
Besonders hervorzuheben ist dabei eine gleich lautende Gruppierung, die neuerdings eine nahezu identische HP-Adresse nutzt.
Verwechslungen sind hier anscheinend beabsichtigt.
Auf die Bitte, dieser speziellen Interessengruppe einen Namen mit eigener Identität zu geben, wurde leider nur mit nicht eingehaltenen Versprechen reagiert.

Kontakt: birgit@vetmamis.de